Politik
International

Ukraine: "Wilde Hornissen" – neue Waffe als Gamechanger im Krieg?

HANDOUT - 15.05.2025, Ukraine, Chasiv Jar: Auf diesem vom Pressedienst der 24. Mechanisierten Brigade der Ukraine zur Verfügung gestellten Foto bereiten Soldaten am Donnerstag, den 15. Mai 2025, an de ...
Ukraine: Soldaten bereiten eine Drohne vor. Nun kommt vermehrt eine neue Drohne zum Einsatz. (Symbolbild)Bild: Ukrainian 24th Mechanized brigad / Oleg Petrasiuk
International

Ukraine: So funktionieren die "Wilden Hornissen" – effektive Waffe gegen Putins Drohnen

Sie fliegen leise, sind schnell – und tödlich für russische Drohnen: Die Ukraine setzt im Abwehrkampf gegen Putins Shahed-Schwärme auf eine neue Waffe. "Wilde Hornissen" heißt das System. Entwickelt wurde es nicht von einem Rüstungskonzern, sondern von einem Start-up.
18.07.2025, 15:3219.07.2025, 11:44
Mehr «Politik»

Russland setzt seinen Luftkrieg gegen die Ukraine unvermindert fort – mit der größten Angriffswelle seit Kriegsbeginn. Hunderte Kamikaze-Drohnen vom Typ Shahed, dazu Marschflugkörper und ballistische Raketen: Fast jede Nacht steigen Schwärme auf, die ukrainische Städte und Infrastruktur ins Visier nehmen. Besonders im Fokus stehen Energieanlagen, Industriezentren und zunehmend auch Ziele tief im Landesinneren.

Während russische Angriffe immer raffinierter werden – etwa durch den Einsatz von Täuschdrohnen und gezielten Staffelungen – steht die Ukraine unter massivem Druck, ihre Verteidigungssysteme weiterzuentwickeln.

Wie das konkret aussieht, analysiert General a.D. Erhard Bühler im sicherheitspolitischen MDR-Podcast "Was tun, Herr General?". Dort beschreibt er eine Strategie, die auf Innovation, Vernetzung und überraschend günstige Eigenentwicklungen setzt. "Wilde Hornissen" könnten dabei einen Wendepunkt bringen.

Ukraine muss ihre Waffen-Strategie gegen Russland anpassen

Der Grundgedanke: Die bisherige, weitgehend konventionelle Luftabwehr reicht nicht aus, um der komplexen russischen Angriffstaktik standzuhalten. Neben der schieren Menge der Drohnen kommen neue Muster ins Spiel – etwa Ablenkmanöver durch Holzattrappen oder gezielte Überlastung von Radarsystemen.

Deshalb setzt die Ukraine nicht mehr allein auf schwere Systeme wie Patriot oder Iris-T, sondern kombiniert diese mit flexiblen Lösungen.

Besonders relevant sind mobile Flak-Systeme wie der Gepard oder moderne Plattformen wie der Sky Ranger, die mit Airburst-Munition auch kleinere Drohnen in der Luft zerstören können. Laut Bühler sind derzeit 55 Gepard-Systeme im Einsatz, die gezielt Städte im Hinterland absichern. Zwei Sky Ranger seien bereits an die Ukraine geliefert worden. So leistungsfähig sie auch sind – zwei Systeme allein machen noch keinen Wendepunkt im Drohnenkrieg.

Gepard, Sky Ranger und Skynex: Waffenvielfalt gegen Drohnen

Ein zentrales Element der neuen Strategie ist die Vernetzung: Das System "Skynex" verbindet unterschiedliche Waffensysteme und Sensoren zu einem koordinierten Verteidigungsschild. Neben Radarsystemen kommen dabei auch akustische Detektoren zum Einsatz, die das charakteristische Brummen der Shahed-Drohnen frühzeitig erkennen können. Diese Sensorik wird mit Kanonenstellungen gekoppelt, sodass automatische Feuerleitsysteme die Gefahr frühzeitig bekämpfen.

Was nach Hightech klingt, basiert teils auf improvisierten Mitteln: In ländlichen Regionen setzen ukrainische Einheiten auch auf Pickup-Trucks mit montierten Maschinenkanonen oder Schrotflinten. Entscheidend ist nicht nur die Qualität der Systeme, sondern deren kluge Kombination – und genau das leistet das Skynex-Netzwerk.

Start-up liefert Kampfansage: Die "Wilden Hornissen" heben ab

Besonders innovativ ist jedoch eine Entwicklung abseits klassischer Rüstungskonzerne: Das ukrainische Start-up "Wild Hornets" (zu Deutsch: "Wilde Hornisse"), hat eine gleichnamige, ebenfalls nach dem Insekt benannte FPV-gesteuerte Abfangdrohne entwickelt, die gezielt russische Kamikazedrohnen vom Shahed-Typ zerstört, berichtet Bühler. "Sie fliegen bis zu 350 Kilometer, kosten ein paar hundert Dollar, mehr sind das nicht."

Über die Einsatzweise sagt er: "Sie fliegt in der Regel von hinten an die Kampfdrohne ran und zerstört sie zuverlässig in den Fällen, in denen es bisher schon ausprobiert worden ist." Laut Bühler habe er aus ukrainischen Quellen die Zahl "100 erfolgreiche Testeinsätze" gehört. Das ist ein beachtlicher Wert für ein junges System.

Kosten und Reichweite: Diese Waffe könnte ein Gamechanger sein

Während Russland auf Masse und Eskalation setzt, antwortet die Ukraine mit Skalierbarkeit und technischer Kreativität. Bühler sieht in der neuen Wild-Hornet-Strategie einen möglichen Wendepunkt: günstige Drohnen, dezentral steuerbar, in großer Zahl produzierbar – ein Instrument, das vor allem bei nächtlichen Angriffswellen Vorteile bietet.

Transparenzhinweis

Dieser Artikel wurde von unserer Redaktion erstellt und überprüft. Dabei kamen auch KI-Tools zum Einsatz. Mehr Infos zu unserem Umgang mit KI gibt es hier. Fragen oder Hinweise gerne an redaktion@watson.de.

Mehr anzeigen

"Ich kann mir vorstellen, dass es sehr schnell jetzt in den nächsten Wochen vorwärts gehen wird", sagt Bühler. "Und dass dieses System, gerade weil sie so günstig sind – und wenn sich die Wirksamkeit weiterhin so darstellt –, dass das doch deutliche Erfolge gegen diese nächtlichen Luftangriffe bringen wird."

Zwar reichen solche Systeme nicht aus, um allein den Luftkrieg zu entscheiden, doch sie sind ein wichtiger Baustein in einer vielschichtigen Verteidigungsarchitektur. Vor allem zeigen sie, dass sich die Ukraine nicht nur auf westliche Lieferungen verlässt. Sie muss auch eigene Wege gehen, um ihre Städte zu schützen. Und wenn die "Wilden Hornissen" weiter in Serie gehen, dürfte Russland bald ein neues Problem am Himmel haben.

US-Demokraten in der Krise: Umfrage zeigt tiefe Enttäuschung der Wählerschaft
Die Demokraten verlieren nicht nur Wahlen, sondern auch Vertrauen. Eine neue Umfrage zeigt, wie tief der Bruch mit der Wählerschaft ist – und was jetzt passieren müsste, damit sich das Blatt noch einmal wendet.
In der Politik sind Niederlagen nicht selten der Beginn tiefgreifender Wandlungsprozesse. Parteien ziehen sich zurück, beraten, analysieren, polieren ihr Profil – mit dem Ziel, es beim nächsten Mal besser zu machen. Aber nicht jede Niederlage führt automatisch zur Erneuerung. Manchmal folgt auf den Absturz das große Schweigen, die Orientierungslosigkeit, das allmähliche Versickern des eigenen Einflusses.
Zur Story